Wissenschaftsabend am KFG

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Am Donnerstag, dem 30. November 2017, fand der erste Wissenschaftsabend für Schülerinnen und Schüler der Stufe 9 gemeinsam mit ihren Eltern statt. Ungefähr 60 Schüler und 30 Eltern folgten der Einladung, die den  ergänzenden Abschluss einer Unterrichtsreihe über Bau Funktion der menschlichen Niere darstellte und die im schulinternen Lehrplan für den Biologieunterricht in dieser Stufe vorgesehen ist.
Die Idee war, mit diesem neuen MINT-Format zu testen, ob unsere Schüler auf der Grundlage der Unterrichtsinhalte einem wissenschaftlichen Vortrag folgen können und sich auf diesem Weg für die Medizin und Biologie begeistern lassen.
Für die Eltern bot sich hiermit die Möglichkeit, an der Endphase eines  Unterrichtsprojekts teilzunehmen und ihre Kinder als aktive Zuhörer zu erleben, die zu jeder Zeit die Gelegenheit hatten, sich mit Fragen und Kommentaren einzubringen.

Den Kontakt zu unserem Experten, Prof. Dr. Bernhard Schermer, konnten wir über die „Forschungsbörse“ herstellen, eine Onlineplattform, die Wissenschaftler und Praktiker aus verschiedenen Fachdisziplinen an Schulen vermittelt. Die festgelegte Zielsetzung dieser Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist es, möglichst vielen Schülern die Möglichkeit zu eröffnen, mit Wissenschaftlern zu diskutieren und somit Interesse an den MINT-Fächer zu wecken.

Die Lehrerinnen und Lehrer haben die Möglichkeit, ihren Unterricht sowie die Gestaltung des Präsentations- und Diskussionsabends im Vorfeld mit dem Experten abzustimmen. Vor der vereinbarten Präsentation sollte das Auditorium in der Aula des KFGs aber zuerst die im Universitätsjargon so wichtige Unterscheidung  „s.t.“ / „c.t.“ kennenlernen, denn aufgrund der Witterungs- und Verkehrssituation musste die Veranstaltung eine viertel Stunde später als geplant beginnen, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. So trug sich Professor Schermer zu Beginn, nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Möhring, gut gelaunt und „mit einem gewissen Stolz“ in das vorgelegte Gästebuch des KFG unter die Namen von Bischof Kohlgraf und Dr. Eckard von Hirschausen ein.

Am Anfang seines Vortrags stellte Professor Schermer zunächst sein Forschungslabor und seine eigene Vita vor, aus der man ableiten konnte, dass nicht immer der gerade Weg zum Erfolg führt. Denn er begann zunächst ein Theologiestudium mit dem Ziel Priester zu werden, wechselte dann zur  Medizin um den Arztberuf zu ergreifen („ ...ich dachte, das sei so ´was ähnliches“), um dann auf Umwegen letztendlich als Grundlagenforscher die Leitung des Nephrologischen Forschungslabors an der Uniklinik Köln zu übernehmen.

Sein eigentliches Thema mit der Überschrift: „Die Bedeutung von Zilien bei zystischen Nierenerkrankungen“ untermalte Professor Schermer mit  eindrucksvollen Bildern und adressatengerechten Filmsequenzen, so dass alle Zuhörer gefordert waren, aber dennoch inhaltlich gut folgen konnten.

Nach einer kurzen Wiederholung der Nierenfunktion und Hinweisen auf einen Zusammenhang mit der Altersforschung wurden die strukturellen Unterschiede zwischen einer gesunden und einer zystischen Niere erläutert. Anschließend wurde erklärt, welche Bedeutung die Untersuchung von teilweise selten auftretenden, genetisch verursachten Krankheiten für das Verständnis häufig vorkommender, oft erworbener Formen hat. Zunächst wurde die Aufmerksamkeit auf einen Zelltypus gelenkt, der auf den Blutgefäßen der Nierenkörperchen, den Glomeruli zu finden ist und besonderen Einfluss auf die Filterwirkung der Niere hat: die sogenannten „Podozyten“.  Danach ging es zu den Zellen, die die Nierenkanälchen auskleiden, zu sog. Tubuluszellen b mit ihren Flimmerhärchen, den Zilien.

Während der gesamten Zeit seines Vortrags gelang es dem Professor, seine eigene Begeisterung für diesen Kern seines Forschungsansatzes auf das Publikum zu übertragen, indem er anhand vieler Bespiele den Aufbau und die Bewegungsfunktion dieses wichtigen Zellorganells anschaulich beschrieb.

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Durch den Vergleich der Ähnlichkeit verschiedener Geißelträger (z.B. Spermienzellen, Zellen der Luftröhreninnenwand oder die Fortbewegungsgeißeln der einzelligen Grünalgenart Chlamydomonas) erfolgte auch ein Hinweis auf das konservative Prinzip der Evolution: die Natur hält an einmal gemachten guten „Erfindungen“ fest! In der vernetzten Reise durch die Medizin und die verschiedenen Fachdisziplinen der Biologie streiften wir thematisch die Zelllehre (Cytologie), die Genetik, die Molekularbiologie und, wie eben erwähnt, die Evolution, sodass bestimmt auch das Interesse so mancher Oberstufen-Biologen geweckt worden wäre.

Vor allem aber wurde für alle Zuhörer ersichtlich, wie wichtig die Zusammenarbeit vieler Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen ist, mit welchen intelligenten Fragestellungen und Methoden die Forscher vorgehen und wie viel Sorgfalt und Geduld die Arbeit fordert.

Geduld zeigte auch der Vortragende, der jede Nachfrage ausführlich beantwortete und am Ende sogar die Möglichkeit anbot, mitgebrachte Fadenwürmer (Nematoden) im Binokular zu betrachten. An diesen Würmern wurde erstmals der Zusammenhang zwischen Proteinen, deren Verlust zu Zystennieren beim Menschen führt, und den Flimmerhärchen der Niere gezeigt. Und es ist mit Sicherheit der am besten erforschte Wurm weltweit.

Einhellige Meinung der beteiligten Eltern und Schüler: Professor Schermer hat es geschafft, seine Begeisterung für die Forschung authentisch „rüberzubringen“. Und auch das Ministerium für Bildung und Forschung hat seine Wertschätzung für den ersten Wissenschaftsabend am KFG bereits zum Ausdruck gebracht: in Form einer gerahmten Urkunde, die von Prof. Dr. Johanna Wanka unterzeichnet wurde.

 

Achim Huntemann